Die halbe Welt kennt und liebt Amazon. Ein Großteil
der Bücher, die in unserem Lande gelesen werden, kommen aus den Lagern des U.S.
Unternehmens. Gegründet während der Internet-Hype, ist Amazon eines der wenigen
Unternehmen, die das Platzen der dot.com Blase nicht nur überlebt sondern auch
von ihr profitiert haben. Wie ein Krake hat sich der ehemalige
Online-Buchhändler mittlerweile ausgebreitet, kein Produkt das sich nicht auch
bei Amazon erwerben ließe. Dass dabei immer mehr Existenzen kaputt gehen sehen
wir in unserem Wahn nach immer billigeren Produkten und schnelleren
Lieferungen nicht. Mit Scheuklappen laufen wir einer von Brot und Spielen
dominierten Gesellschaft hinterher.
Mit einem Saubermann-Image in der Werbung, in das
Amazon Millionen Dollar investiert, hat uns das Unternehme lange glauben lassen,
es gäbe in seinen gigantischen Fabriken so etwas wie eine
Unternehmens-Philosophie. Eine Art soziale Verantwortung also – auch und vor
allem gegenüber seinen Mitarbeitern. Denn ohne die vielen fleißigen Hände, die
tagaus tagein in den Fabriken schuften, für einen Hungerlohn und Verträgen die
vor Ungerechtigkeit zum Himmel schreien, wäre Amazon nichts. Wenn seine
Mitarbeiter heute alle die Arbeit verweigern kann Amazon morgen dicht machen!
Wäre es nicht an der Zeit, die vielen Werbemillionen
in die Menschen zu investieren, die den Erfolg Amazons ausmachen – die
Mitarbeiter. Doch weit gefehlt, was Amazon am Standort Deutschland abzieht spottet
jeder Beschreibung und unsere Politik schaut nicht nur zu sondern verschließt auch
noch die Augen. Wen interessiert, dass Millionen Menschen zu Gunsten des Wachstums
der Krake Amazon bei unwürdigen Arbeitsbedingungen und Hungerlöhnen ihr Dasein
fristen müssen. Niemanden, solange der Preis stimmt. Aber klar, sozial ist
schließlich was Arbeit schafft, ganz egal unter welchen Bedingungen und zu
welchem Preis. Lächerlich, die Aussagen von Frau von der Leyen zu dramatisch
sinkenden Löhnen und Renten. Deutschland ist ein Hochpreisland, doch eine
Vielzahl von Bürgern soll für immer weniger Geld rackern. Aber weshalb
beschweren, schließlich sorgen wir doch dafür dass ihr ausreichend billige
Nahrungsmittel bekommt. Gestern war es Gammelfleisch, heute ist es vergiftetes
Pferdefleisch und – wer weiß – vielleicht verkauft uns die Lebensmittelmafia
schon morgen Leichen aus den Krisengebieten als Schweinefleisch. Wenn
interessiert es – Hauptsache billig, denn auf unser täglich Fleisch wollen wir
nicht verzichten.
Hauptsache die dicken Bankkonten der oberen Zehntausend
wachsen kontinuierlich weiter und versorgen mit regelmäßigen Zuflüssen auch
unsere „Volksvertreter“. Es ist an
der Zeit sich gegen diese „Subjekte“, die sich Volksvertreter nennen und nur
dazu da sind, die Pfründe der Superreichen zu verteidigen, zu wehren. Die
Historie zeigt eines ganz deutlich, ohne Revolution ändern sich die
herrschenden Bedingungen in einer Gesellschaft nicht oder nur sehr langsam. Wer
gibt schon freiwillig Gut, Geld und Privilegien auf – ich kenne Niemanden. Doch
auch wenn es viele von uns heute noch nicht betrifft, jeder wird einmal älter,
die Technik schreitet weiter fort und die Automatisierung macht vor keiner
Branche halt. Wer heute noch nicht betroffen ist, könnte schon morgen zu den
Verlierern gehören. Die „Spiele Theorie“ des Nobelpreisträgers Nash hat unsere
Welt verändert und uns gleichzeitig quasi berechenbar gemacht. Alles ist mit
den Gesetzen der Mathematik erklärbar – auch der Mensch uns sein Verhalten, das
gemäß dieser Theorie ein Kampf Mensch gegen Mensch ist. Wie toll diese Theorie
tatsächlich funktioniert zeigt uns der Wahnsinn an den Finanzmärkten in denen
Computer gegeneinander antreten und der Mensch nur verlieren kann. Wir haben
uns in diese EGO-Welt pressen lassen und werden daran zu Grunde gehen, wenn wir
nicht endlich aufwachen.
Dass sich die Geknechteten bei Amazon nicht wehren,
liegt an einem perfiden System von Einschüchterung, Bespitzelung und Mobbing.
Ungelernte Arbeitskräfte mit einem Hang zum Sadismus macht Amazon zu
Teamleitern und sorgt so für ein Klima der Angst unter den vielen Mitarbeitern
- von denen viele aus Leiharbeitsfirmen und dem EU-Ausland kommen und auf den
Hungerlohn angewiesen sind wie auf die Luft zum Atmen. Wer – wie viele dieser
Teamleiter – nichts wirklich kann und sein Ego durch die dauernde Erniedrigung
vermeintlich tiefer stehender Arbeitssklaven aufpolieren muss, ist zu Vielem
fähig.
Da lässt sich ein Rückblick auf das dritte Reich
nicht umgehen. Auch damals waren es die sadistischen Dilettanten die zu Hitlers
teuflischen Handlangern wurden. Und wie heute schauten die nicht betroffenen
Ignoranten tatenlos zu. Die vor Geld stinkenden Opportunisten wie Quandt, der
sein Imperium BMW auf Schweiß und Blut osteuropäischer Zwangsarbeiter aufbaute,
sind noch heute unter uns und zählen zu den herausragenden Persönlichkeiten unserer
Gesellschaft. Durch ein perfides Spiel und die Unterstützung mächtiger Besatzer
konnte sich Quandt seiner Strafe bei den Nürnberger Prozessen entziehen. Die
vielen „Morde“ an Zwangsarbeitern blieben ungesühnt, die Familie Quandt hat
sich weder bei den Opfern entschuldigt noch sie für chronische Krankheiten
entschädigt. Eins drauf packt noch Quandt Junior, der regelmäßig an Autorennen
in der Wüste teilnimmt und im Interview kein noch so kleines Zeichen der Reue
zeigt. Ganz klar, er hat damit nicht das Geringste zu tun – außer seinem Namen.
Sind die Verhältnisse bei Amazon der Beginn einer
neuen Versklavung und Radikalisierung in unserem Lande. Erheben wir uns schon
wieder über andere Menschen von denen wir glauben sie seien „Untermenschen“.
Haben wir denn keine Lehre aus dem dritten Reich gezogen. Warum verhalten wir –
denen es NOCH gut geht – uns wieder so als würden uns die Vorgänge da draußen
nichts angehen. Was bisher bei Amazon noch überwiegend Ausländer aus ganz
Europa betrifft, die mit Bussen in die Fabriken von Amazon gekarrt werden, zu
fünft in Appartements hausen müssen und von Leiharbeitsfirmen wie Sklaven
behandelt werden, betrifft bald auch immer mehr arbeitslose Deutsche. Überwacht
werden die Arbeitssklaven – die in Schichten und am Wochenende im Akkord und
unter Videoüberwachung ackern müssen – von rechtsradikalen Schlägern die sich
Security nennen. Wie diese so genannte Security mit Menschen umgeht, zeigen die
ARD-Interviews mit betroffenen Amazon-Mitarbeitern. Von Durchsuchung der
Wohnung bis zu Bedrohung und fristloser Entlassung ist alles im Paket. Selbst
das ARD-Fernsehteam wurde von den Amazon-Schlägern bedroht. Habe ich etwas
verpasst, leben wir in einer Diktatur oder warum sind solche Dinge ohne
Konsequenzen, in einem Land das sich demokratisch nennt, möglich.
Das Schlimmste, Amazon ist nicht der einzige
Übeltäter, der seine Mitarbeiter regelrecht versklavt. Ähnlich geht es auch bei
Zalando und vielen anderen global agierenden Großunternehmen zu. Die internationale
Ausrichtung und die Größe der Unternehmen lässt die Verantwortung für
Mitarbeiter gegen Null gehen. Menschen sind keine Menschen mehr sondern
Nummern, die an Effizienz und Wirkungsgrad gemessen werden. Wenn wir jetzt
nicht einschreiten, können wir nur noch verlieren. Wenn wir abwarten werden wir
schon bald gegen Maschinen und Cyborgs antreten müssen – und hier können wir
nur verlieren. Lernen wir aus der Geschichte, rufen wir uns die Vorgänge des
dritten Reichs ins Gedächtnis und fangen wir an uns zu besinnen was wir sind –
Menschen. Arbeiten wir nicht gegeneinander sondern miteinander, nur so werden
wir die Richtung ändern können in die sich unsere Gesellschaft aktuell bewegt –
nämlich Unfreiheit und Versklavung der Mehrheit zu Gunsten einer privilegierten
Minderheit.
Sehr schön geschrieben! Dem ist nichts hinzuzufügen...
AntwortenLöschenGanz toller Text!
AntwortenLöschenA m a 卍 o n !
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